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Anonyme Morddrohung gegen Albert Rösti: Die Bundespolizei wird aktiv

Anonyme Morddrohung gegen Albert Rösti: Die Bundespolizei wird aktiv

In Bern prangen an Strassenpfählen Kleber mit der Aufschrift: «Ölbert Rösti präventiv ershooten!!!» Jetzt wird die Bundespolizei aktiv.
22.03.2024, 18:08
Kari Kälin / ch media
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Sein unmittelbares politisches Ziel lautet: die Volksabstimmung zum Mantelerlass vom Juni gewinnen. Energieminister Albert Rösti will die einheimische Stromproduktion forcieren. Die SVP ist gespalten. Ob die Partei ihren Bundesrat unterstützt, entscheiden die Delegierten am Samstag.

Bundesrat Albert Roesti spricht zur Abstimmung ueber die Vorlage fuer eine sichere Stromversorgung, am Montag, 18. Maerz 2024, in Bern. Die Schweizer Stimmbevoelkerung stimmt am 9. Juni ueber diese Vo ...
Bundesrat Albert Rösti.Bild: keystone

In einer anderen Frage steht die SVP voll und ganz hinter dem Berner Magistraten: bei der Dezimierung des Wolfsbestands. Doch der präventive Abschluss des Raubtiers kommt nicht überall gut an.

An einigen Strassenpfählen in Bern prangt derzeit sogar eine handfeste Drohung. «Ölbert Rösti präventiv ershooten!!!», heisst es auf den Klebern, garniert mit dem Hashtag «Love wolves, hate SVP». Zu sehen sind ein Zähne fletschender Wolf und Röstis Gesicht, über dem ein rotes Fadenkreuz prangt. Die «Weltwoche» berichtete zuerst über die «Mordfantasien» und vermutet die Urheberschaft im linksextremen Umfeld. Es könnte sich auch um radikale Wolfsfreunde handeln. Die Bezeichnung «Ölbert» bezieht sich auf Röstis Zeit als Präsident von Swissoil, dem Dachverband der Brennstoffhändler in der Schweiz.

«Ölbert Rösti präventiv ershooten!!!»: Solche Kleber prangen an manchen Strassenpfählen in Bern.
«Ölbert Rösti präventiv ershooten!!!»: Solche Kleber prangen an manchen Strassenpfählen in Bern.bild: zvg

Wer für den Kleber verantwortlich ist, ist bis jetzt nicht bekannt. Fest steht aber: Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) trifft in dieser Angelegenheit Abklärungen, wie eine Sprecherin auf Anfrage von CH Media schreibt. Es wird geprüft, ob ein strafrechtlich relevantes Verhalten vorliegt. Das Fedpol ist zuständig für den Schutz von Magistratspersonen. Je nach Umständen müssen die Sicherheitsmassnahmen angepasst werden.

Uvek: «Geschmacklose Aktion»

Als Delikt infrage kommen Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte oder Aufforderung zu Verbrechen. Rösti selbst hat zudem die Möglichkeit, eine Anzeige wegen Drohung einzureichen. Das ist aber bis jetzt nicht geschehen. Franziska Ingold, Leiterin Kommunikation des Umwelt-, Verkehrs-, Energie- und Kommunikationsdepartements (Uvek), sagt: «Bundesrat Albert Rösti und das Uvek haben Kenntnis von der Angelegenheit. Anders als offenbar den Urhebern der geschmacklosen Aktion, geht es dem Bundesrat um die Sachfragen, die politisch zu lösen sind.»

In den Coronajahren 2020 und 2021 registrierte das Fedpol eine starke Zunahme von Drohungen gegen Bundesräte, Parlamentarierinnen und andere exponierte Personen der Bundesverwaltung. Nach der Aufhebung der Coronamassnahmen sank die Zahl der Meldungen im Jahr 2022 zwar um mehr als die Hälfte auf 528. Dieser Wert liegt aber doppelt so hoch wie 2019, im Jahr vor der Pandemie. Sorgen bereiten dem Fedpol auch der gewaltvolle Ton der Drohungen, wie eine Sprecherin schreibt. Polarisierende politische Themen würden besonders in sozialen Medien sehr emotional und teilweise hemmungslos diskutiert.

Im Jahr 2022 erwies sich das Eskalationspotenzial in 68 Fällen als so gross, dass das Fedpol an der Tür der Droher klingelte, um sie auf das möglicherweise strafbare Verhalten aufmerksam zu machen. Es schickte ihnen Grenzziehungsbriefe oder reichte direkt Strafanzeigen ein. (aargauerzeitung.ch)

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28 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Waldorf
22.03.2024 18:42registriert Juli 2021
Als brennender Gegner des SVP von mir dennoch ein dickes NEIN gegen derartige Aktionen!
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Garp
22.03.2024 18:41registriert August 2018
Solche Aktionen sind völlig daneben und nutzen nur der rechten Seite. Ich hoffe man fasst die Leute und sie fangen an zu denken. Extremismus bringt nichts und schadet immer.
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LiGrüNett
22.03.2024 21:56registriert Dezember 2023
Auch Mordaufrufe von Linksaktivist*innen sind eine Straftat. Daher völlig richtig gehandelt.
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